Tipps gegen Cyber-Grooming

Im Internet lernt man über die Ortsgrenzen hinweg neue Leute kennen. Leider weiß man nie genau, wer hinter den Nicknames wirklich steckt. Manche verschleiern bewusst ihre Identität. Lies nach, wie man testet, wer wirklich dahinter steckt.

Freundschaften entstehen offline, genauso wie online. Man zockt mit Personen online, die man sonst nicht kennt, oder lernt sich über soziale Netzwerke kennen. Freundschaften entstehen so auch über Ländergrenzen hinweg. Nicht immer hat man auch wirklich mit den Personen zu tun, für die sie sich ausgeben. Kriminelle tummeln sich auch im Netz und versuchen dort Kontakte zu bekommen.

Wenn Erwachsene Kontakt zu Kindern und Jugendlichen suchen, mit dem Ziel sie im Internet sexuell zu belästigen, dann nennt man das Cyber-Grooming. Groomer:innen gehen unserer Erfahrung nach immer unauffälliger vor. Wie so eine Kontaktaufnahme aussehen kann, zeigt auch dieses Video von Europol, das auf echten Fällen basiert.

Cyber-Grooming - Was ist das?

Grooming ist die Anbahnung sexueller Kontakte durch Erwachsene an Kindern und Jugendlichen. Passiert dieses Annähern über digitale Medien, also in sozialen Netzwerken, Chatrooms, Messengern wie WhatsApp oder in Spielenetzwerken, spricht man von Cyber-Grooming. Konkret ist damit gemeint, dass sich Erwachsene meist als Jugendliche oder junge Erwachsene ausgeben und so versuchen, sich das Vertrauen zu erschleichen. Ihre Absicht dahinter ist oft eine sexuelle Belästigung.

Viele denken, dass man besonders naiv sein muss, um auf Grooming herein zu fallen. Die Fälle zeigen allerdings, dass die Täter:innen sehr geschickt vorgehen. Manche investieren wirklich viel Zeit in diese Anbahnung und verhalten sich oft über Monate durchwegs völlig unauffällig für die Betroffenen. Man tappt wirklich sehr leicht in deren Falle, auch wenn man vorsichtig ist. Aber keine Sorge, wenn man sich an ein paar Grundregeln hält, dann kann man auch weiterhin unbesorgt mit anderen im Netz kontakten.

 

Grooming und Recht

Grooming und Cyber-Grooming sind seit 1.1.2012 in Österreich strafbar. § 208a StGB (Anbahnung von Sexualkontakten zu Unmündigen) verbietet Cyber-Grooming, aber auch die Kontaktaufnahme allein mit sexuellen Absichten im realen Raum bei Personen unter 14 Jahren.
Wenn man selbst von Cyber-Grooming betroffen ist, hat man so die Möglichkeit, auch Anzeige zu erstatten. Täter:innen müssen mit einer Strafe rechnen.

 

(c) iStockphoto.com/stevanovicigor

Wo kommt es vor?

Im Prinzip kann Cyber-Grooming überall dort stattfinden, wo man über digitale Medien Kontakt mit Personen hat, die man nicht aus dem offline Leben kennt. Also soziale Netzwerke, wie Facebook und Instagram, Chats, Foren, Messenger wie WhatsApp, Spieleseiten, Spielenetzwerke etc.

 

Cyber-Grooming in online Spielen

In online Spielen kann man mit Personen aus der ganzen Welt zusammen spielen. Coole Sache. Fieserweise machen sich genau das auch Grooming-Täter:innen zu Nutze.

 

Wie verhalten sich Täter:innen in online Spielen?

Genauso, wie jeder:jede andere Spieler:in auch. Meist sind sie vom Ranking her sogar sehr hoch. Auffällig kann sein, dass sie besonders gut im Spiel sind und sich dazu noch nett und verständnisvoll verhalten, wenn Eltern das Zocken verbieten oder gewisse Spiele nicht erlauben. Vom Alter her geben sie sich häufig als knapp erwachsen aus, also etwa zwischen 18 und 30 Jahre alt. Direkte Fragen, die sie "auffliegen" lassen könnten, stellen sie so gut wie nie. Erst wenn es zum Treffen kommt, kommt es zur Belästigung. Wenn du dich an klare Regeln beim Treffen von Internetbekanntschaften hältst, gerade wenn es um das gemeinsame Zocken geht, dann kannst du dieses Risiko sehr minimieren.
 

  • Vereinbare Treffpunkte nur an öffentlichen Orten, an denen andere Personen fix angestellt sind, z.B. in einem Café/Restaurant, das du kennst, einem großen Kinokomplex, einem großen Einkaufszentrum oder Ähnlichem. Denn wenn etwas schief läuft, kannst du dort z.B. andere Personen um Hilfe bitten. Triff dich niemals an einem einsamen Ort oder bei dem:derjenigen zu Hause.
  • Erzähle jemandem von dem Treffen, Freund:innen, deinen Eltern. Am besten vereinbare, dass du dich vom Treffen aus meldest, um zu sagen, dass alles okay ist. Oder lass dich von deinen Eltern oder einer:einem Freund:in während des Treffens anrufen und fragen, ob alles in Ordnung ist. Gerade wenn du verständnisvolle Eltern hast, die dich auch unterstützen, können sie vielleicht ein paar Tische entfernt beim Treffen anwesend sein und dann ganz unauffällig wieder gehen, wenn klar ist, dass alles passt.

 

Mögliche Erkennungsmerkmale

Um Cyber-Grooming zu erkennen, gilt es wachsam zu sein, um mögliche "falsche Identitäten" rasch zu erkennen. Achte auf mögliche "auffällige Verhaltensweisen".

 

Tipp

Grooming erkennen
Hier eine Sammlung, was in den Chats bei Grooming am ehesten auffällig war. Misstrauisch sein lohnt sich, wenn:
  • jemand auffällig viele Komplimente macht, quasi schleimt.
  • du jemanden erst seit kurzem kennst und er:sie aber so tut, als wärt ihr schon über Jahre befreundet.
  • sich jemand sehr bald nach eurem Kennenlernen für dein offline Umfeld interessiert, wie etwa deinen Sportverein. Über die Webseite können sie dann viele Informationen über dich herausfinden. Manchmal wird auch noch sehr direkt nach der Telefonnummer, deinem richtigen Name, deiner Adresse oder Schule etc. gefragt. Achte auch darauf, was du mit Freund:innen in Apps wie Snapchat oder WhatsApp teilst. Denn wenn du dort deinen Standort angibst, braucht man gar nicht mehr nach deinem Aufenthaltsort zu fragen.
  • sich jemand erkundigt, ob du alleine am Handy bist bzw. vor dem PC/Laptop sitzt. Hier geht es meist darum, dass der:die Chatter:in Angst hat aufzufliegen, falls jemand anderer mitliest.
  • jemand detailliert über dein Aussehen Bescheid wissen möchte und auch vor intimen Fragen (z.B. hast du schon die Regel, hattest du schon deinen ersten Samenerguss) nicht zurückschreckt.
  • jemand möchte, dass du mit niemand anderen über den Chatkontakt sprichst.
  • dich jemand mit Geschenken bzw. Angeboten (z.B. als Model durchzustarten) zu locken versucht. Auch im Internet gibt es nichts gratis und seriöse Modelagenturen casten nicht im Internet.
  • sich jemand sehr bald danach erkundigt, ob du eine Webcam hast.
  • jemand nach Nacktfotos fragt. Immer wieder lassen sich Mädchen und Burschen durch Komplimente dazu hinreißen.
  • jemand schreibt, dass er:sie begeistert ist, dass du so jung bist und er:sie gerade junge Menschen besonders schätzt, sich von jungen Menschen am besten verstanden fühlt.
  • jemand immer wieder sexuelle Themen anschneidet und wissen will, welche Erfahrungen du bereits gemacht hast.
  • angeblich jugendlich ist, aber keine gängige Jugendsprache verwendet.
  • sich jemand mit spezifischen Jugendthemen nicht auskennt, gängige Musikbands z.B. nicht kennt.
  • sich jemand besonders für deine Probleme und Interessen interessiert, besonders verständnisvoll ist. So wird versucht, Vertrauen aufzubauen, um es dann auszunützen.

Viele melden sich bei Rat auf Draht, die negative Erfahrungen mit Internet-Bekanntschaften gemacht haben und selbst niemals damit gerechnet hätten. Solange du vorsichtig bist und auf deine Privatsphäre achtest, spricht auch nichts dagegen, auch mal mit jemandem zu chatten, den:die du nicht aus dem offline Leben kennst. Wenn dir jemand aus dem Netz besonders sympathisch ist, dann versuche einfach herauszufinden, ob die Person hinter dem Profil real ist.

Lass dich nicht hinters Licht führen.

Um herauszufinden, wer hinter einem Profil wirklich steckt, können dir folgende Tricks helfen:

Tipp

  • Gerade in sozialen Netzwerken kannst du schauen, ob es Fotos von Freunden des:der Betreffenden gibt, auf denen er:sie markiert ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Profil und die Fotos gefälscht sind, ist dann schon einmal kleiner.
  • Bei Profilen ganz ohne Fotos solltest du generell sehr skeptisch sein.
  • Wenn es darum geht, sich gegenseitig ein Foto zu schicken, dann gib dich nicht mit einem normalen Foto zufrieden, sondern verlange ein ganz spezielles Foto, das man nicht einfach so von sich zu Hause hat, sondern extra anfertigen muss. Z.B. mit einer Salatgurke auf dem Kopf oder mit einem Blatt Papier neben dem Kopf auf dem #ichbinswirklich steht. Diesen Tipp haben wir übrigens von einer Jugendlichen, die das schon seit längerem so macht und sehr gute Erfahrungen damit gemacht hat. Es geht darum, ein Foto oder auch ein Video zu verlangen, das Personen nicht vorbereitet zu Hause haben. Lass deine Kreativität spielen. Erhältst du das angeforderte Foto bzw. Video innerhalb weniger Minuten, ist die Wahrscheinlichkeit schon recht groß, dass es tatsächlich die Person ist, die auch auf dem Profil dargestellt ist. Bekommst du das Foto erst nach längerer Zeit, ist es völlig wertlos, da mit Photoshop und Co. schon längst getrickst hätte werden können.
  • Wenn die andere Person eine Webcam hat, kannst du sie auch bitten, eine aktuelle Aufnahme von sich zu machen, also direkt vor dem Bildschirm.
  • Beim Telefonieren kann man anhand der Stimme herausfinden, ob das angegebene Alter stimmt. Allerdings solltest du dir lieber die Nummer des:der anderen geben lassen und dann selbst anrufen, ohne deine Nummer mitzuschicken! Auch hier gilt, immer spontan anrufen oder videotelefonieren. Denn wenn es ausgemacht ist, können Groomer:innen wieder andere Personen bitten, abzuheben.
  • Fragen aus der aktuellen Musikszene helfen herauszufinden, ob das angegebene Alter stimmt. Das gilt auch für Infos über aktuelle Modetrends oder Wörter, die vorwiegend von Jugendlichen verwendet werden.

In die Falle getappt

Solltest du doch einmal mehr über dich verraten haben, als du eigentlich wolltest oder du in irgendeine andere blöde Situation geraten sein, dann melde dich lieber früher als später bei Rat auf Draht. Denn je schneller du dir Unterstützung holst, umso eher kann etwas getan werden. Wir machen dir auch sicher keine Vorwürfe, sondern überlegen mit dir gemeinsam, wie du die Situation am besten lösen kannst!

Wichtig! Schuld ist immer der:diejenige der:die den Kontakt sucht.

Quelle: Rat auf Draht

 

Autor

talentify.me im Portrait

talentify.me

Als Umsetzungspartner der digitalen NÖ Lernwerkstatt stellt talentify die Technologie der gleichnamigen Peer-to-Peer Plattform inkl. digitalem Lernraum für die digitale Lernbegleitung zur Verfügung, da wir miteinander und voneinander lernen. #MUVL