Künstliche Intelligenzen (KI) sind längst Teil unseres Alltags, auch wenn wir uns dessen nicht immer bewusst sind. Wenn uns Suchmaschinen, abhängig von unserem bisherigen Onlineverhalten, bestimmte Ergebnisse liefern, Sprachassistenten unsere Musikwünsche erfüllen oder Navigationssysteme uns dabei unterstützen, Staus zu umfahren, steht letztlich immer eine KI dahinter.
Das neue Chatprogramm ChatGPT von OpenAI ist ein Chatbot, der in der Lage ist, mittels KI menschliche Antworten auf Fragen aller Art zu liefern. Das können sich auch Schüler/-innen zunutze machen: „Schreib mir einen Aufsatz in der Ich-Form zum Thema Klimawandel“, „Erkläre mir das Herzkreislaufsystem in wenigen Worten“ oder „Was ist die Lösung von 2346^3 x 456-213?“ sind nur einfache Beispiele für die Verwendung des Chatbots im Schulkontext. ChatGPT kann in unterschiedlichen Sprachen eingesetzt werden und imitiert den Schreibstil der Benutzer/-innen, wodurch eine glaubwürdige und natürliche Interaktion ermöglicht wird.
Schüler/-innen haben den Chatbot mittlerweile als praktischen Helfer im Schulalltag für sich entdeckt. Besonders beliebt sind derzeit folgende Szenarien:
Aber nicht nur Schüler/-innen greifen auf den Chatbot zurück – auch Lehrende nutzen die Software bereits: etwa zur Erstellung von Unterrichtsmaterialien (z. B. Alicia Bankhofer aus Wien) oder für die Lehrendenweiterbildung (z. B. Elke Höfler von der Uni Graz). Das Praktische daran: Je mehr Fragen dem Chatbot gestellt werden, desto präziser werden seine Antworten – denn er lernt, wie es für eine KI üblich ist, mit jeder Eingabe neuer Informationen dazu.
Eine zentrale Frage ist wohl, wie stark sich solche Chatbots auf die Motivation der Schüler/-innen, Aufgaben selbstständig zu lösen, auswirken. Zudem wird von Expert:innenseite davor gewarnt, die von ChatGPT generierten Texte ohne weitere Überarbeitung im Schul- und Universitätsalltag zu nutzen, da diese nicht immer fehlerfrei bzw. richtig sind. So kann es auch vorkommen, dass Fakten durcheinandergebracht oder Quellenangaben sogar erfunden werden, um einen Text plausibel klingen zu lassen. Zusätzlich ist die Datengrundlage der aktuellen Version auf Daten bis zum Jahr 2021 beschränkt, aktuellere Informationen kann der Bot daher nicht ausgeben. Sich Texte vorstrukturieren, komplexe Sachverhalte in einfachen Punkten erklären oder komplexe Mathematikaufgaben aufdröseln zu lassen, kann durchaus sinnvoll sein – ein Bot kann aber niemals die menschliche Denkleistung ersetzen.
Dass ChatGPT gut geeignet ist, um sich weitverbreitetes Wissen anzueignen, bei spezielleren Fragen aber oftmals fehlerhafte Antworten ausgibt, bestätigen auch Expert/-innen wie Christian Swertz oder Stefan Hopmann der Universität Wien. Die Herausforderung dabei: Der Chatbot ist so programmiert, dass seine Antworten möglichst „menschenähnlich“ klingen. Dadurch wirken diese oft glaubwürdiger, als die Ergebnisse einer Google-Suche – selbst wenn beispielsweise Quellen erfunden wurden. Das kann es für Lehrende wie auch Schüler/-innen in Zukunft noch schwerer machen, gefundene Informationen zu bewerten und im Unterricht Quellenkritik zu üben.
Daher wird es künftig noch wichtiger, mit den Schüler/-innen zu besprechen, wie man Inhalte mit anderen Quellen abgleichen, Quellen auf ihre Glaubwürdigkeit überprüfen und Falschmeldungen erkennen kann.
Was sicherlich ebenfalls zunehmend relevant wird: den Schwerpunkt auf die Diskussion und Auseinandersetzung mit Inhalten zu legen, anstatt Wissen abzuprüfen, das mittels Chatbots (aber auch Google und Co.) leicht im Internet gefunden werden kann.
Programme wie ChatGPT können den Unterricht und das Informationsverhalten von Schüler/-innen und Lehrpersonen verändern – ähnlich, wie vor einigen Jahren die digitale Enzyklopädie Wikipedia.
Wir raten zu folgendem Umgang:
ChatGPT wird bereits von vielen Schüler/-innen genutzt. Zudem ist davon auszugehen, dass sich nicht nur ChatGPT selbst weiterentwickelt, sondern auch weitere ähnliche Tools entstehen werden. Umso wichtiger ist es, sich bereits jetzt mit den Chancen und Risiken solcher Programme auseinanderzusetzen. Sehen Sie es als Chance: Sie können jetzt gemeinsam mit Ihren Schüler/-innen beeinflussen, wie solche Anwendungen in Zukunft genutzt werden und welchen Stellenwert Quellenkritik einnimmt.
Ein Verbot solcher Programme ist wenig sinnvoll, denn dieses nimmt die Möglichkeit, sich mit dem Thema aktiv auseinanderzusetzen. Es gibt zwar Programme, die daran arbeiten, KI-generierte Texte (ähnlich wie Plagiate) zu erkennen, doch auch diese können augetrickst werden – Sie werden also nie mit Bestimmheit sagen können, dass Ihre Schüler/-innen für Ihre Hausaufgaben keine KI zu Rate gezogen haben.
Entdecken Sie gemeinsam mit Ihren Schüler/-innen die Möglichkeiten und Grenzen solcher Anwendungen. Gerade in der jetzigen Phase ist es wichtig, gemeinsam Regeln zu entwerfen – zum Umgang mit gefundenen Informationen und zur Integration solcher Programme in den Schulalltag.
Text und Quelle: https://www.saferinternet.at