Ist jeder Mensch kreativ?

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Kreativität ver- oder erlernen: Wie wir Eltern unsere Kinder unterstützen können

"Das kann ich nicht, ich bin nicht kreativ genug" – ein Satz, den man öfters mal hört – von Erwachsenen wohlgemerkt, nicht von Kindern. Kinder halten es da eher mit Pippi Langstrumpf: "Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe!"

Doch ist Kreativität Überzeugungssache? Kann man sie ver- oder erlernen? Oder stimmt es, dass jeder Mensch kreativ ist?

 

Die Kreativität

Wir alle kennen den Begriff der Kreativität und haben ihn fest in unserem Sprachgebrauch verankert. Oft setzen wir Kreativität mit Kunst gleich. Malen, Musizieren und Schauspielen – das alles sind Sparten, mit denen wir Kreativität in Verbindung bringen. Doch Kreativität ist allgegenwärtig und in den verschiedensten Bereichen zu finden. Sie ist überall dort, wo es darum geht, neue Wege zu beschreiten, Ideen und Lösungen zu finden.

Im Duden als schöpferische Kraft beschrieben, ist die Definition in der Kreativitätsforschung äußerst komplex und bedient unterschiedliche Konzepte. Eine gängige Beschreibung ist die Kreativität als „Fähigkeit zu originellen (=nicht häufigen), produktiven (=schöpferischen) und nützlichen (=zweckdienlichen) Leistungen.[1] Damit kann Kreativität auf alle Lebensbereiche umgelegt werden und beschränkt sich nicht vorrangig auf künstlerische Tätigkeiten.

Doch wann ist etwas "neu" und wer entscheidet über den gesellschaftlichen Nutzen? In der Kreativitätsforschung gehen die Meinungen auseinander. So schreibt die eine Seite Kreativität besonders begabten Menschen zu, während die andere davon ausgeht, dass jeder Mensch kreativ sein kann. Unbestritten ist, dass (Klein-)Kinder als äußerst kreativ gelten. Ab dem fünften Lebensjahr kann man bereits einen Abfall der Kreativität beobachten, bedingt durch die Anforderung sozialer Anpassung.

[1]https://lexikon.stangl.eu/542/kreativitaet, August 2021

 

Das kreative Kind

Spricht man von der kindlichen Kreativität, so kann der gesellschaftliche Nutzen oder das Kriterium der Neuheit auch auf unterschiedliche Bezugsgruppen wie die Familie oder das einzelne Individuum bezogen sein. Damit gilt das natürliche Entdeckungs- und Neugierverhalten des Kindes als Wurzel der Kreativität.

Unbekannte Materialien berühren und spüren, wie sie sich anfühlen, Dinge auseinandernehmen und wieder (neu) zusammensetzen, etwas aufbauen und zusehen, wie es wieder zusammenfällt, undefinierbare Substanzen in den Mund nehmen und kosten, etwas zur Seite schieben und sehen, was sich dahinter befindet. Unsere Kinder lieben das Entdecken mit allen Sinnen und lernen spielend die Welt kennen. Diese Neugierde birgt großes kreatives Potenzial. Und je mehr Raum Kinder dafür bekommen, desto ungehemmter kann sich die Kreativität entfalten. Zum Beispiel, indem man als Elternteil nicht alle Antworten auf Fragen vorweg liefert, sondern gemeinsam nach einer Lösung sucht. Oder aber auch einen geschützten Raum für das Experimentieren mit verschiedenen Materialien bereitstellt. Viele Spielsachen mögen den Eindruck eines Paradieses für Kinder erwecken, sind aber kontraproduktiv in Hinblick auf die kreative Entwicklung des Kindes, da sie die Lösungen oft schon vorwegnehmen. Oft braucht es nur ein paar Pölster und Decken, um die prächtigsten Paläste oder Piratenschiffe entstehen zu lassen, oder Küchenutensilien für die tollste Zirkusvorstellung… Und manchmal auch ein bisschen Langeweile, um Platz für neue Ideen zu bekommen.

Kreativität braucht nicht nur Raum, sondern auch Zeit. Dabei spielen die kreativen Prozesse eine große Rolle. Wird der Prozess immer wieder gestört, vergeht auch mit der Zeit die Lust am Experimentieren.

Nicht zuletzt brauchen Kinder auch Vorbilder. Lassen wir uns von unseren Kindern beim Entdecken und Erforschen anstecken und verlassen wir hin und wieder unsere gewohnte Routine. Seien wir spontan, suchen wir neue Blickwinkel und schieben wir alte Muster und Konventionen beiseite. Und wenn wir das nächste Mal aufgefordert werden, etwas Neues auszuprobieren, lautet die Antwort vielleicht auch: "Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe!"

 

Autorin: Katharina Grechtshammer studierte Musikwissenschaft und Kulturmanagement in Wien. Im MKM war sie über 9 Jahre tätig und eine der Mitbegründer:innen des KUKUDU® Vermittlungsprogrammes. 

 

Quelle: https://www.kukudu.at


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Kunst, Kultur & Du – KUKUDU® – ist eine Initiative des MKM Musik & Kunst Schulen Management Niederösterreich, das sich zum Ziel setzt, Kleinkindern von drei bis sechs Jahren vielfältige Zugänge zur aktiven Auseinandersetzung mit Musik & Kunst zu eröffnen.