Um Kinder zu motivieren, eine Geschichte zu erzählen, können W-Fragen herangezogen werden. Ein möglicher Einstieg ist: „Wir befinden uns mitten im Abenteuer. Wo sind wir?“ Auf jede Antwort folgt eine neue Frage: Wer ist mit dabei? Was erleben wir hier? Warum spielen wir das? Welche Spielzeuge/Werkzeuge/Kuscheltiere ... haben wir mit auf unseren Ausflug genommen?
Wichtig ist, dass den Kindern nicht widersprochen wird. Es gibt keine falschen Ideen, alle Vorschläge werden angenommen. Die angehenden Märchenerzähler:innen dürfen ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Befinden wir uns in einem Raumschiff, dann befinden wir uns in einem Raumschiff. Ist es ein U-Boot, darf es ein U-Boot sein. Am besten ist es – im Sinne des improvisierten Theaters –, niemals eine ablehnende Haltung einzunehmen, sondern immer wieder kleine Details zu ergänzen, indem die Phrase Ja! Und ... benutzt wird. Es folgt eine weitere W-Frage. So könnte zum Beispiel eine Geschichte entstehen:
Einstieg der Eltern beim gemeinsamen Spielen: „Heute spazieren wir durch eine fremde Stadt. Wohin gehen wir?“
Idee des Kindes: „Wir gehen ... in den Zirkus!“
„Ja! Und die Vorstellung beginnt bald. Was wird wohl die erste Zirkusnummer sein?“
Wer selbst ein klein wenig Hilfe benötigt, um Antworten oder Ergänzungen zu finden, kann vorab Kärtchen mit möglichen Orten, Figuren, Tieren und Tätigkeiten basteln und für die Ergänzungen eine Karte ziehen. Wurden etwa die Worte Hase und kochen gezogen, so könnte auf „Wir gehen in den Zirkus“ mit „Ja! Und ein Hase möchte für alle Zirkus-Akrobaten das Mittagessen kochen“ geantwortet werden, gefolgt von einer W-Frage für die Kinder: „Was kocht der Hase?“.
Einmal ausprobiert, ist rasch zu sehen, dass Geschichten die Tendenz haben, eine eigene Dynamik zu entwickeln. Damit die Erzählungen nicht aus dem Ruder laufen, ist es hilfreich, ein Ende parat zu haben. Das klappt am leichtesten, indem auf den Ursprung zurückgegriffen wird. Selbst wenn die Tochter schon lange von den Clowns, die auf Pferden durch die Manege reiten und in den Sägespänen Räder schlagen, erzählt, ist es den Eltern erlaubt, zum Hasen und dem Mittagessen zurückzukehren: „Ja! Und in der Zwischenzeit hat der Hase das Mittagessen fertiggekocht. Alle Zirkusleute kommen zum Essen zusammen.“ Oder der Sohn schwärmt von dem Schlangenbeschwörer, der die gefährlichen Giftschlangen mit seiner Flöte verzaubert. „Ja! Und das ist die letzte Vorstellung. Dann muss das Publikum nach Hause gehen.“ So findet die Geschichte ein zufriedenstellendes Ende.
Die Logik darf dabei außer Acht gelassen werden. Egal, ob sich im Spieleifer das Zirkuszelt in eine Bühne verwandelt hat oder der Hase in eine Maus. Im Vordergrund stehen die Kreativität und die Freude am Erzählen.